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Dienstag, 19.05.2015
Romont – Mezieres (VD), ca. 26,2 km

Der Himmel ist schon stark bewölkt, hoffentlich regnet es nicht. Von Romont geht´s zuerst abwärts und dann wieder leicht ansteigend. Nach Le Glaney fängt es dann zu tropfen an. Ich entschließe mich nach 15 Minuten, doch das Regencape auszupacken. Nach Curtilles geht es eben an der Croye entlang nach Moudon. In der Kirche treffe  ich Rahel & Co wieder, draußen dann Wolfgang, dem ich vor Wattenwil bereits begegnet bin.

Der Weg ist unspektakulär und um 15.20 Uhr erreiche ich Mezieres (VD). Die Wegbeschreibung von Kirsten Sandberg war super (nur 1 km vom Weg) und die Suite (bestehend aus Schlafzimmer, Wohnzimmer mit Küchenzeile und Bad mit Badewanne) ebenfalls. Und ganz und gar ihre 50 CHF wert. Da es kein Abendessen gibt, gehe ich zum kleinen Kaufladen über die Straße und kaufe Fussili-Nudeln Pesto sowie etwas Brot und Bier. Heute wird selbst und reichlich gekocht. Und die Badewanne lasse ich auch noch einlaufen ;-)

 

Mittwoch, 20.05.2015
Mezieres – Morges, ca. 30,3 km + 1-3 extra Kilometer in Lausanne

Nach einem tollen Frühstück mit Frau Sandberg (sogar mit einem weichgekochten Ei) finde ich den beschriebenen Weg zurück auf den via Jacobi. Es beginnt zu regnen und ich ziehe das Cape für den Vormittag an. Die Beschilderung ist noch in Ordnung. Oberhalb von Lausanne beim Golfplatz spricht mich eine Frau an, ob ich Pilger bin. Sie erzählt mir, dass sie vor 8 Jahren die Via de la plata (Sevilla-Santiago) gegangen ist und heute leider aus gesundheitlichen Gründen (Knie, Füße) nicht mehr pilgern kann. Aber sie sei im Herzen bei mir bei der heutigen Wanderung dabei. Das ist sehr bewegend und mich fröstelt danach eine ganze Weile.

Die Beschilderung ist nun teilweise sehr schlecht. Bis in den Vorort von Lausanne komme ich noch, aber irgendwie sehe ich dann die Schilder nicht mehr. Es sind auch nicht mehr die gelben Schilder mit der blauen vier drauf, sondern das dunkelblaue Schild mit der leicht gelben Muschel und Pfeil. Das geht so durch ganz  Lausanne, irgendwie finde ich durch Zufall  und einen großen Umweg die Kathedrale. Sie ist sehr schön, aber der Organist darin spielt sehr modern, eine Art Musik, mit der ich nicht viel anfangen kann. Es klingt so, als ob ein Kind alle möglichen Akkorde probiert. Schön ist anders. Sehr schön ist die Pilgerecke vorne rechts, an der einige Jakobsmuscheln liegen, eine Kerze und der Stempel.

Aber nach dem Besuch der Kathedrale geht die Sucherei wieder weiter, schon nach 10 Metern ist die Beschilderung mangelhaft. Nur unter starker Mithilfe meines „Outdoors“ finde ich einigermaßen nach unten. Der Höhepunkt ist ein Schild an einer Ampel auf der gegenüberliegenden Straßenseite nach dem Casino, das Schild ist aber seitlich angebracht und ich sehe es erst beim Vorbeigehen! Danach verlaufe ich mich wieder aufgrund fehlender Beschilderung und anstatt an der Uferpromenade gehe ich 2 km an der viel befahrenen Autobahn entlang. Zu allem Überdruss schalten die Ampeln für Fußgänger nach gefühlten 5 Minuten auf Grün! Irgendwann biege ich einfach nach links ab und komme Gott sei Dank auf den Uferweg. Das tut gut, endlich ohne lärmende Autos und mit schöner Aussicht auf den Genfer See.

Gegen 17.15 Uhr komme ich nach gefühlten 35 km (und wahrscheinlich tatsächlichen 32 km)  bei Frau Moussu an. Sie wartet schon vor dem Haus und bietet mir Holunderblütensirup an. Im Zimmer neben mir wohnt eine Studentin, die Medizin studiert. Sie kommt aus Paris. Wir unterhalten uns über das, was ich tue, danach spendiert sie mir einen Kaffee. Echt nett. Proviant für morgen kaufe ich im nahegelegenen Coop. Frau Moussu erzählt mir, dass sie umzieht, da die gesamte Wohnung zu groß ist und die Vermietung von Zimmern an Studenten anstrengend ist.  Dann fehlt wieder eine Übernachtungsmöglichkeit für Pilger in Morges  ;-(

 

Donnerstag, 21.05.2015
Morges – Gland, ca. 27,3 km

Zum Frühstück gibt es Tee und 2 süße „Wecken“. Danach verabschiede ich mich und nehme den Weg über den Bahnhof an die Uferpromenade. Das ist viel kürzer als der Hinweg gestern Nachmittag, wenn ich das schon früher gewusst hätte…. Die Beschilderung ist top, das Wetter leicht bewölkt mit teilweiser Sonne. Aber starkem Wind. Der Weg ist sehr abwechslungsreich durch Wiesen, Wälder und Weinanbaugebiete. Um 11.30 Uhr mache ich Rast im Wald und treffe die beiden Züricher wieder. Sie hatten in Lausanne keine Probleme beim Durchkommen, haben sie doch dort auch schon mal gewohnt. Aber das Camino-Radio läuft.

In Bursinel treffe ich Wolfgang wieder, wir unterhalten uns in der Kirche 15 Minuten über unsere Erlebnisse. Er möchte heute noch nach Nyon, da sein Zug am Samstagmorgen um 07.20 Uhr in Genf abfährt. Morgen muss er deshalb in Genf ankommen. 3 Tage hintereinander mehr als 30 km sind echt knackig. Wir vereinbaren, dass wir, wenn wir uns in Genf treffen, unbedingt ein oder mehrere Bierchen zusammen trinken werden….

Wenig später komme ich in der öffentlichen Pilgerherberge in Gland an. Schön, einfach und sauber mit Küchenzeile, Waschmaschine und Trockner (für je 2 CHF). Kurz nach mir trifft Jean-Claude aus Basel noch in der Herberge ein. Er möchte bis Santiago laufen, hat aber einen viel zu schweren Rucksack (laut eigenen Aussagen 20 kg!!!) und Blasen an den Füssen. So verschickt er erst mal Überflüssiges nach Hause und sein Rucksack wird viel leichter. Ich denke, bis er in Santiago ankommt, hat er maximal 8 kg drin ;-) Er ist ein geselliger und netter Mensch und wir unterhalten uns über meine Erfahrungen und seine Ziele. In Gland wohnt übrigens Michael Schuhmacher,  aber ich habe kein Bedürfnis, seine Villa anzusehen.

 

Freitag, 22.05.2015
Gland – Genf (Rue de Rothschild), ca. 32 km

Der Jodel- und Gesangsverein Gland hat im gleichen Gebäude, in dem die Herberge untergebracht ist, gestern Abend bis 22.45 Uhr Gesangsstunde abgehalten. Danach wurde im Flur noch etwas getrunken, sodass die Gespräche schön gehallt haben. Das ist das einzig Negative an dieser Herberge für 10 CHF. Jean-Claude hat auch begonnen zu schnarchen, aber mit Ohropax habe ich doch viel geschlafen.

Um 07.20 Uhr stehen wir auf, ich trinke meinen Kaffee in der Herberge und im Kühlschrank finde ich noch meinen Bircher-Müsli-Joghurt, der eigentlich als Nachtisch für gestern Abend gedacht war. Aber als Frühstück auch ok. Gegen 08.15 Uhr laufe ich los, der Weg nach Nyon führt an einem kleinen Flugplatz vorbei, auf dem gerade eine Propellermaschine landet. Nyon streife ich nur oberhalb am Bahnhof. In Celigny mache ich eine Pause und möchte die Kirche anschauen, die leider geschlossen ist.

Da ich noch fit bin und gut in der Zeit entscheide ich mich, nach Genf durchzulaufen. Die letzten Kilometer sind gar nicht so schlimm, das ist wohl der Endspurt. Vor Genf hat es tolle Villen, ich will mir gar nicht vorstellen, was diese Häuser und Grundstücke kosten. Im Geneva Hostel (Jugendherberge) angekommen, ruhe ich mich erst mal aus. Das Abendessen habe ich im Hostel gebucht (Hähnchenschlegel, Gemüse, Gratin und Salat sowie ein leckerer Flan zum Nachtisch). Danach spaziere ich an der Strandpromenade entlang, allerdings nur auf der „Right Bank“. Den Rest schaue ich mir morgen an.

Ich schauemich noch auf dem Bahnhof um, wo ich morgen meinen Rucksack lassen kann. Dann möchte ich wieder gegen 21.00 Uhr zurück ins Hotel. Plötzlich schreit auf der anderen Straßenseite jemand meinen Namen. Wolfgang winkt mir tatsächlich zu. Und jetzt müssen wir unser Versprechen einlösen und gehen in eine schöne gemütliche Bar an der nächsten Ecke. Wir reden über Gott und die Welt, über alle schönen Erfahrungen und Erlebnisse, manche sind auch sehr lustig. So ist das ein schöner Abschluss meiner Schweiz-Durchquerung, so ist einfach „camino“ ;-)

In der Jugendherberge brennt noch Licht im Zimmer und es dauert bis 23.40 Uhr, bis Ruhe ist. Mein Bettnachbar ist der größte Vollpfosten: Er blendet mich mit seinem Handy nochmal 30 Minuten lang, dann pennt er ein, schnarcht und lässt sein Handy weiter leuchten. Ich schüttle ihn ein wenig und dann macht er endlich sein Handy aus.

 

Samstag, 23.05.2015
Genf und Heimreise

Die Nacht ist kurz, um 05.30 Uhr meint einer, seine Sachen packen zu müssen (in einer Lautstärke, als hätte er ein Einzelzimmer gebucht). Irgendwann wird es dem Ami gegenüber zu dumm: Er steht auf, stellt sich breitbeinig vor den Trottel und schaut ihn böse an. Das wirkt. Aber ab 07.30 Uhr geht es bei den anderen heiter weiter. Um 08.00 Uhr klingelt der Wecker am Handy meines Bettnachbars, alle hören den Wecker, nur der Bettnachbar nicht. Mann, Mann, vielleicht nehme ich das nächste Mal doch ein Zimmer mit weniger als 11 Menschen drin!

Um 08.15 Uhr stehe ich dann auf und gehe frühstücken. Danach geht es Richtung Bahnhof, um meinen Rucksack einzuschließen, kostet 6 CHF. Sightseeing: Basilika Notre-Dame direkt neben dem Bahnhof, danach gehe ich zur Kathedrale. Auf dem Weg dahin liegt das Rathaus und daneben das Ancien Arsenal mit furchterregenden Kanonen. Die Kathedrale ist sehr schön, ein Organist spielt „Allein Gott in der Höh sei Ehr“. Das ist wohltuend, ich singe mit und die Musik ist einfach, aber viel schöner als der Oberkünstler in Lausanne an der Kathedralenorgel ;-) Den Turm der Kathedrale kann man besteigen und ich mache das auch. Das lohnt sich auf jeden Fall, auch wenn man erst als Pilger in Genf angekommen und müde. Aber die Aussicht auf der einen Seite über Genf und den Lac Leman und auf der anderen Seite nach Frankreich belohnen einen für die vielen Treppen. Danach ist mein Ziel die „Mur des Reformateurs“, eine Mauer mit überlebensgroßen Statuen von Calvin, Theodore de Beze, Guillaume Farel und John Knox. Große Reformatoren und in den Stein sind Geschichten eingemeißelt über die Reformation (auch von Deutschland). Auf dem Weg dahin bin ich zufällig am „Place Du Bourg-de-four“ vorbeigekommen, da bekommt man richtig Lust, einfach dazusitzen und das Leben zu genießen. Nach der Reformationsmauer geht´s durch den Park und danach am Place Neuve vorbei (hier sind einige Museen). Über die Rue de Marche schaue ich noch die Flowered Clock an und gehe über die Ile Rousseau Richtung Bahnhof. Meinen Mittagsstopp mache ich bei McDonalds, naja ein Menü für 15,80 CHF, wow. Aber nun ist meine Schweiz-Durchquerung beendet und ich bin schon ein bisschen Stolz. Aber ich freue mich auch wieder auf zu Hause und meine drei Lieben ;-)

 

Der Reiseführer für die „via gebenennsis“ von Genf nach Le Puy ist gekauft und ich werde wohl weiterpilgern. Ob 2016 oder später wird man sehen…… buen camino.

 

Schöner Klatschmohn

Moise in der Kirche in Moudon

Wolfgang nach Moudon

Wegzeiger in Montpreveyres

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Europäische Wasserscheide vor Lausanne

Blick vom Sauvabelin-Turm auf den Lac Leman

beeindruckende Orgel in der Kathredrale von Lausanne

vor der Kathredrale

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Wilhelm Tell

Blick aufden Mont-Blanc

Befestigung in Morges

Lac Leman

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Pippi Langstrumpf lässt grüssen

via Jacobi pur

Pilgerherberge in Gland

nur noch knapp 1900 km

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ja ist denn schon Weihnachten?

Endziel Schweiz erreicht

Genfer See, leider ohne Fontäne

Sissi

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keine Schweiz ohne Uhren

Wolfgang und ich beim Abschiedstrunk

Impressionen Genf

oben von der Kathedrale

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da geht´s nach Frankreich weiter

Impressionen Genf

Reformatoren

Oper Geneve

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Impressionen Genf

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