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Mittwoch, 23.05.2012:

Pontevedra – Caldas de Reis, ca. 22,9 km

Um 06.45 Uhr geht das Licht an, eigentlich wollte ich noch etwas schlafen. Nach 15 Min. gehe ich in den Waschraum: LEER. Ohne Frühstück geht´s los durch die Stadt, die eine sehr schöne Altstadt hat. Den „Plaza de Lena“ habe ich nicht gefunden….  Die Stadt verlasse ich über eine beeindruckende alte Brücke.

Der Weg führt durch schöne Wälder und kleine Dörfer sowie an schönen Bächlein entlang. Auch an einer großen Baustelle vorbei, dort wird gerade ein Viadukt für die Eisenbahn gebaut. Nach 10,5 km kommt in San Amaro die erste Bar. Michelle sitzt schon beim ersten Rotwein, es kommen viele bekannte Pilger. Danach geht´s leider ohne Bar stundenlang nach Caldas de Reis. Eigentlich wollte ich noch einem Abstecher zum Parque Natural Ria Barosa machen, ich verpasse aber die Abzweigung. So mache ich eine kleine Rast im Schatten einer kleinen Kirche. Nach 1,5 Stunden komme ich in Caldas de Reis an. Die Herberge ist wohl in einem ehemaligen Einkaufsladen einquartiert, direkt nebenan ist eine schöne kleine römische Brücke.

Ich dusche, wasche und schlafe 1,5 Stunden. Danach erkunde ich das übersichtliche Städtchen. Um 19.00 Uhr gehe ich mit den beiden Hollandmädels und drei Franzosen zum Abendessen. Das Pilgermenü ist sehr gut: Vorspeise: Judias con chamon, Hauptspeise: Lomo con patatas, Nachspeise: Ein leckeres Eis. Vom sehr netten Wirt bekommen wir noch einen galizischen Kräuterschnaps zur Verdauung ;-)

Ich entscheide mich, morgen 28 km zu laufen um dann am Samstag nur 13 km bis Santiago. Das ist besser, da ich noch nach Finisterre laufen möchte (wer hätte das gedacht am dritten Tag ;-) Der Weg ist dann ca. 90 km in drei Tagen….

Donnerstag, 24.05.2012:

Caldas de Reis – Teo, ca. 28,7 km (+ 0,5 km Umleitung)

Da es eine lange Etappe wird, laufe ich (mit einem Automatenkaffee und einem im Spar gekauften süßen Stückle) los. Der Weg ist angenehm und es läuft gut. Nach ca. 2 Std. und 12 km frühstücke ich  in einer Bar/Einkaufsladen  in Valga. Dies war wohl früher eine Autowerkstatt. Ich trinke einen caffe con leche und esse ein bocadillo con jamon (aber das Brot ist wohl von gestern ;-). Nach einer zusätzlichen Cola ist das Ziel Padron. Angekommen an einer schönen Allee treffe ich die beiden Franzosen (die schon mehrfach Hospitaleros auf dem Camino Frances waren). Nach einer erfrischenden Clara entscheide ich mich, den „Santiaguino des Montes“ zu erklimmen. Hier muss ich dann 260 Treppenstufen hochlaufen. Auf der Anhöhe oberhalb der Kirche soll der Apostel Jakobus seine erste Predigt auf spanischem Boden gehalten haben. Nach dem Abstieg suche ich noch in der kühlen Jakobuskirche erfolglos den „Padron“. Der Legende nach machte an diesem das Boot fest, das den Leichnam des heiligen Jakobus über das Meer gebracht hat.

Die letzten 10,4 km haben es in sich. Es ist brutal heiß, mittags um 12.00 Uhr brauche ich viel Wasser. Bei der Kirche Santuario de A Escravitude gibt es im Schatten einen Brunnen, an dem ich mich an Kopf und Händen erfrischen kann. Die Abkühlung hilft mir kurzfristig. Zu allem Überfluss gibt es auch noch eine Umleitung, die ca. 500 m extra bedeuten, und das auch noch steil den Berg hoch. Danach brauche ich eine Pause, und Gaby und Uschi aus Deutschland (wobei Gaby in Portugal am Douro lebt) treffen mich bei der Rast. Wir laufen gemeinsam weiter bis zur Herberge. Dort begrüßen uns schon die beiden Italiener aus Venedig. Ich wasche meine Sachen, schlafe eine Runde und lasse meinen großen Zeh (den ohne Zehennagel) in der Sonne trocknen. Teo ist nur eine Ansammlung von vereinzelten Häusern, viel los ist hier nicht!

Der Hospitalero lässt sich nicht blicken, sollte um 17.00 Uhr da sein. Da es mittlerweile nach 19.00 Uhr ist, gehe ich mit den beiden Italienern in das Restauraunt oberhalb des „Dorfes“ (ca. 900 m entfernt). Aber der Weg lohnt sich, das Essen ist gut und der Wirt sehr nett. Die Kommunikation besteht aus „Händen und Füssen“, da die beiden Jungs kein Englisch und Deutsch sprechen.

Freitag, 25.05.2012:

Teo – Santiago de compostela, ca. 13,1 km

Ich wollte eigentlich etwas später aufstehen, aber mein Nachbar hat seinen Mobilwecker auf 06.30 Uhr eingestellt. Nach 15 Minuten dösen richte ich mich und packe meine Sachen. Frühstücken gehe ich ins Restaurant von gestern Abend, in dem schon die beiden Venezianer caffe schlürfen. Später kommen noch Gaby und Uschi. Im Morgenniesel laufe ich gegen 07.25 Uhr los. Aber es hält und regnet den ganzen Tag nicht. Eine schöne Wanderung mit 13 km, ich komme gegen 10.40 auf dem Praza Obradoiro an. Komisch, heute ist es überwältigender als beim ersten Mal. Vielleicht liegt es daran, dass ich mehr körperliche Probleme hatte und zwischendurch gedacht habe, dass ich gar nicht ankomme. Nach einer Weile des  „auf mich wirken Lassens“  gehe ich zur Abholung meines Credentials. Dieses Mal bitte ich meinen Zweitnamen „Wilhelm“ auch in die Urkunde aufzunehmen: So steht jetzt auf meinem Credential „Dnum Georgium Villelnum Stengel“.

Ich versuche mein Glück, ein Zimmer im gleichen „Hospedaje Cafe Bar San Roque“  wie vor zwei Jahren zu erhalten. Nachdem ich erzähle, dass ich am 29./30.05.12 noch eine Übernachtung brauche, klappt das auch. Es ist 11.45 Uhr und ich gehe in die Pilgermesse. Dieselbe Frau wie vor 2 Jahren studiert wieder Gesänge ein, aber es ist deutlich weniger los als im Heiligen Jahr. Somit ist diese Pilgermesse viel schöner als damals, ich sehe viele Mitpilger vom Weg ;-) und als Belohnung wird sogar der Weihrauchkessel geschwenkt. Danach bummele ich noch etwas durch die Läden, versorge mich mit Informationen über den Camino Finisterre und esse einen Döner mit Pommes. Als ich das Restaurant verlasse, scheint sogar die Sonne und ich setze mich einfach auf den Praza de Obradoiro und schaue dem Pilgerstrom zu. Einige Altbekannte sehe ich wieder ;-)

Das Pilgermuseum in Santiago ist kostenlos und wirklich empfehlenswert. Abends gehe ich ins „Manolo“ (Plaza de Cervantes) zum Abendessen, war ein Tipp meines italienischen Freundes. Zur Vorspeise esse ich Venusmuscheln mit Nudeln, Zum Hauptgang ein gutes Schnitzel mit Kartoffeln. Es ist so groß, dass ich es nicht ganz schaffe. Zum Nachtisch ein Eis von „Frigo“ (Langnese auf Spanisch).

 

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